Ein sehr geschicktes Händchen und sicheres Gespür für den Geschmack der Zuhörer bewiesen die Chöre im Netphener Gesangverein 1861 (NGV), die zum Konzert „Klassik meets Pop“ in seiner zweiten Auflage in die Georg-Heimann-Halle eingeladen hatten. Moderator Dieter Zamponi freute sich mit den Sängerinnen und Sängern beim Blick in den Saal: Besetzte Plätze, wohin man sah, und so startete dieser Abend bereits unter Idealvoraussetzungen.
Der junge NGV-Chor „fun4voices“, jüngster Spross in der NGV-Familie, machte den Auftakt und widmete sich ganz der moderneren Chorliteratur unter der Leitung von Chorleiter Bernd Schneider. Perfekt zur hereinbrechenden Dämmerung passte der Eröffnungstitel „Evening Rise“, und das herrliche „Can’t Help Falling In Love With You“ mit seinem gesummten Intro sorgte für die erste richtig dicke Gänsehaut an diesem Abend. „For The Longest Time“ und weitere Titel, dargeboten u. a. in letzten Programmblock vor dem Konzertende, gingen den Damen und Herren ebenso glatt über die Lippen.
Der NGV-Frauenchor trat unter dem Dirigat von Ute Lingerhand-Hindsches auf die Bühne und löste das klassische Programmversprechen ein. Die lateinischen Lobgesänge „Salve Regina“ mit seinem packenden, nicht unkomplizierten Ansatz und das fulminante „Laudate Dominum“ zeigten einen disziplinieren Frauenchor in Hochform. Auch die volkstümlichen Weisen „Der Jäger längs dem Weiher ging“ und „Ich hört ein Sichelein rauschen“ brauchten nicht lange, um die Gunst des Publikums zu erringen. In wenigen Wochen will der Frauenchor mit diesen Titeln bereits zum 3. Male den Meisterchor-Titel erringen. Total Vokal Setzen, Leistungschor der Kategorie Sing and Swing im Sängerbund NRW, setzte mit Bernd Schneider auf moderne Arrangements mit A-Capella-Elementen. Die „Fanfare a capella“ oder das durchchoreografierte „To The Left, To The Right“ stießen dank viel Engagement der singenden Frauen und Männer auf helle Begeisterung und auch mit dem hingejazzten „Blue Skies“ oder der alpenländischen Pop-Ballade „Übern See“ in Mundart sicherten sich die total Vokalen den Beifall des Publikums.
Vertretungshalber dirigiert vom versierten Wendener Dirigenten Kunibert Koch waren die NGV-Männer zu hören, sonst dem Dirigat von Alexander Weber anheimgestellt, der an diesem Abend verhindert war. Es gelang den Herren des achtfachen Meisterchors mit „Oh Herr, welch ein Abend“ (Tenorsolo: Herbert Jung), eine äußerst besinnliche Stimmung zu erzeugen, und auch das „Vater unser im Himmel“ von Gerhard Rabe schien wie für den Chor geschrieben. „Lasst zieh’n uns in die Welt“ forderten die Mannen ihre Zuhörer auf, nachdem sie bereits mit „Roll, Jordan, Roll“ starke Präsenz gezeigt hatten. Der sehr warme, gleichsam kraftvolle Grundklang des Chores blieb noch lange nachher im Ohr. Die mit Abstand jüngsten Akteure des Abends kamen vom Kreuztaler Mädchenchor The Unsung Heros, ebenfalls ein Bernd-Schneider-Chor. Zur E-Piano-Begleitung gelang es den zehn jungen Damen mit ihren Ausflügen in die Welt des Pop und modernen Gospels, eine sehr entspannte, teils romantische Stimmung zu erzeugen, und das Publikum sparte nicht mit Bekundungen größter Begeisterung. „Lean On Me“ oder „Anytime You Need A Friend“, desgleichen „You Are Holy“ oder „Halleluja“ ließen die Mädels mit Schneid und Begeisterung im Scheinwerferlicht erstrahlen.
Dass sich das erst vor zwei Jahren gegründete und in der jetzigen Formation erst seit zweieinhalb Monaten vereinte Ensemble Voice Attack aus dem Lennestädter Raum die Songs der A-Capella-Formation Wise Guys auf die Fahnen geschrieben hat, blieb nicht lange unentdeckt bei dem ebenso pfiffigen wie witzigen Auftritt der drei Herren und zwei Damen.
Ob bei den Erzählungen von einem Frauenliebling namens „Alter Schwede“, dem köstlichen Beziehungs-Abgesang „Nur für Dich“ oder auch mal auf englisch wie bei „Nothing’s Gonna Change“ – dieser Attacke der vokalen Art war schwer zu widerstehen, und, abgesehen von den wirklich tollen Stimmen der nur fünf Mitstreiter, war es auch ihre wirkungsvolle Choreo-Arbeit, die diesen Programmpunkt zu einem besonderen Erlebnis des Konzertabends machte.
Bericht der Siegener Zeitung vom 26.04.2010
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