Einer für alle, alle für einen

Sechs Jens-Schreiber-Chöre versammelten sich in Netphen zu großem Konzert

Alle paar Jahre treffen sich einige Chöre aus dem gesamten Kreis Siegen-Wittgenstein, um ihrem gemeinsamen Chorleiter Jens Schreiber mit einem üppigen Konzert die Ehre zu erweisen. Rund 300 Sängerinnen und Sänger fanden sich diesmal in der Georg-Heimann-Halle in Netphen zusammen und bewiesen – wie die serbische Gewinnerin des gleichzeitig ausgetragenen Eurovision Song Contests –, dass letztendlich nur eine gute Stimme zählt. Als 1.Vorsitzender der gastgebenden Camerata Vocale Siegen-Wittgenstein begrüßte Egon Oehm am Samstagabend ganze sechs Chorformationen, von denen fünf als Meisterchor im Sängerbund NRW singen.
Die Camerata wurde 1995 nach einer Israelreise von Musikdirektor Schreiber gegründet und steht damit unter allen beteiligten Chören am längsten unter seiner Leitung. Mit Franz Schuberts »Grab und Mond« wählte er einen ebenso andächtig-stillen wie schwer zu singenden Einstieg für den sicher vortragenden Männerchor. Zusammen mit »Rose Marie« und der treibenden finnischen Weise »Minun Kultani« sorgte dieser tolle Beitrag sicherlich für Gesprächsstoff, nachdem der Vorhang gefallen war.


Die nächsten zwei Konzertblöcke teilten sich der Frauen- und Männerchor vom GV Einigkeit Herzhausen, den der 1969 in Kreuztal geborene Schreiber seit acht Jahren erfolgreich betreut. Die Herren schlugen einen feinen Bogen von der italienischen Renaissance (»Soave via il morir«) über Schubert’sche Romantik (»Liebe«) bis zu einem Lied jüngerer Entstehung (»Unter der Linde«). Die Kolleginnen standen der guten Leistung in nichts nach und glänzten unter anderem mit einem Werk der lettischen Komponistin Selga Mence, bei dem Jens Schreiber gefühlvoll am Flügel begleitete.

Gast aus dem fernen Dahlbruch war die Chorgemeinschaft St. Augustinus, die insgesamt sechs Stücke zum Besten gab, darunter das heiter dahingaloppierende Lied »Spazieren wollt’ ich reiten«, das breit ausladende »Abendlied« von Joseph Rheinberger oder das nur vom Männerchor wuchtig intonierte Sakralwerk »Popule Meus« aus dem 16. Jahrhundert.

Als einziger Vertreter des Wittgensteiner Landes brachte auch der Gemischte Chor 1881 Arion Weidenhausen, der im letzten Jahr seinen 125-jähriges Jubiläum feiern konnte, ein Ständchen. Die Interpretationen der beliebten »Vogelhochzeit« und einer Partitur des großen deutschen Kirchenmusikers Gottfried Homilius sorgten für viel Applaus.

Der Männerchor des NGV 1861 Netphen trat als ältester Chor des Abends an und hatte gleich den im Februar 2006 gegründeten Nachwuchsableger Fun 4 Voices mitgebracht, der ebenfalls von Schreiber geleitet wird. Dieser gemischte Junge Chor aus Netphen überzeugte mit modernerer Chorliteratur wie »Killing Me Softly« und einem schwungvollen Kölsch-Titel der Bläck Fööss. Der umrahmende Abschlussauftritt der Camerata Vocale rundete ein schön abgestimmtes Chorereignis ab, bevor Solo-Entertainer Gunther Bombe zum Tanzen einlud.

Bericht Siegener Zeitung 14.05.2007